Freie Wähler beim VVS

Guter Nahverkehr hat seinen Preis

Teure Infrastruktur beeinflusst die Tarife

pm/fw: Gut aber teuer. So beurteilen viele Fahrgäste den Stuttgart Verkehrsverbund. Dies sieht der Geschäftsführer des VVS, Dr. Witgar Weber, natürlich anders. Nach seiner Auffassung ist das Angebot des Verkehrsverbunds sehr gut und preiswert. Mit Blick auf die für 2008 angekündigte Fahrpreiserhöhung von im Schnitt 2,7 % holte sich die Regionalfraktion der Freien Wähler bei der Spitze des VVS Informationen aus „erster Hand“. Vor allem die Tarifvergleiche mit anderen Verkehrsverbünden, bei denen der VVS auf den ersten Blick nicht so gut abschneidet, veranlassten die Freien Wähler zu kritischen Fragestellungen.

Während man beim Karlsruher Verkehrsverbund mit einer Monatskarte für 39,50 € unterwegs ist, kostet das entsprechende Ticket beim VVS 48,90 €, das sind satte 23 % mehr. Ähnliches gilt auch für andere Fahrkarten. Den Hauptgrund sehen die VVS-Verantwortlichen in der erheblich leistungsfähigeren und teureren Infrastruktur. S-Bahn und Stadtbahn verursachen in der Topografie des Verbundgebiets deutlich höhere Bau- und Betriebskosten, während man in der Karlsruher Rheinebene und nur mit Straßenbahnen deutlich günstiger liegt. Die Verkehrsmittel des VVS sind erheblich attraktiver, vor allem leistungsfähiger und schneller. Dies sieht auch die Mehrheit der Kunden so, denn nur 26 % halten den Preis für „umstiegsentscheidend“. Das VVS-Kundenbarometer signalisiert 94 % Zufriedenheit bei der Schnelligkeit und 87 % bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit.

„Nichts ist so gut, als dass nicht noch eine Steigerung möglich wäre“, forderte Fraktionsvorsitzender Heinz Kälberer die VVS-Experten zu einer ständigen Überprüfung des Angebots und der Tarifstruktur auf. Die Veränderungen bei den Senioren, der Kurzstrecke und beim Studiticket hätten gezeigt, dass Vergünstigungen positive Auswirkungen auf das Umsteigeverhalten hätten. Nach Auffassung der Freien Wähler muss auch die Tarifzonen- bzw. Segmenteinteilung auf den Prüfstand. Hier sind teilweise nicht nachvollziehbare Auswirkungen vorhanden.

An der grundsätzlichen Mitfinanzierung durch die Fahrgäste wollen die Freien Wähler allerdings nicht rütteln. Ein Kostendeckungsgrad von 54,3 % durch Fahrgeldeinnahmen sei erfreulich, aber auch vertretbar. Immerhin steuert die öffentliche Hand zu den Kosten des VVS in Höhe von 528 Mio € einen Anteil von 186 Mio € bei. Die Fahrgeldeinnahmen liegen bei 286 Mio €. Die VVS-Subvention kostet die Landkreise pro Einwohner und Jahr rd. 50 €. Die Kreisumlage in den Verbundlandkreisen ist durch Leistungen im ÖPNV um 5 – 6 Punkte höher als im übrigen Land. Eine weitere Steigerung können die Landkreise und Gemeinden nicht mehr verkraften.

„Wer einen guten ÖPNV will, muss ihn bezahlbar halten“, betont der Verkehrsexperte der Fraktion, Landrat Bernhard Maier aus Böblingen. Für ihn sind die Grenzen der kommunalen Mitfinanzierung längst erreicht. Immerhin muss gesehen werden, dass schon ab einer Entfernung von 7 km die reinen Betriebskosten eines Pkw (ohne Fixkosten) höher sind als die VVS-Tarife. So spart z.B. ein Pendler, der von Schorndorf in die Stuttgarter Mitte will, jährlich rd. 1100 €, wenn er vom Pkw zum Verbund wechselt.

Als Fazit der mehrstündigen Beratungen nahm die Fraktion die Zusicherung der VVS-Geschäftsführung mit, die aufgeworfenen Fragestellungen in den Entscheidungsgremien zur Sprache zu bringen. Dass die Fahrgäste insgesamt mit dem VVS zufrieden sind, zeigt die Abstimmung „mit den Füßen“. Immerhin befördert der VVS an jedem Werktag 1 Mio Fahrgäste.

Ansprechpartner:
Alfred Bachofer, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender

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