Freie Wähler in der Region: Gutachten überzeugt nicht

Nein zu den Ausbauplänen am Flughafen

Das Verantwortbare ist die Grenze des Wünschenswerten

Die Empfehlung des Flughafengutachtens, eine weitere Start- und Landebahn zu bauen und zudem das Nachtflugverbot einzuschränken kann nicht überraschen. Es orientiert sich an den wirtschaftlichen Zielen des Flughafens in den Vordergrund und nimmt keine Gesamtschau und Güterabwägung vor. Die Freien Wähler in der Regionalversammlung rücken bei ihren Überlegungen die Bedeutung des Flughafens für die Wirtschaft in den Vordergrund. Dennoch oder gerade deswegen kommt die Fraktion zu dem Ergebnis, dass die Pläne nicht zu verantworten sind.

Die gegenwärtigen und vor allem die prognostizierten Fluggastzahlen werden zu einem Großteil von preisgünstigen Flügen zu den internationalen Ferienzielen bestimmt. Natürlich nutzen auch Geschäftsreisende günstige Tarife, doch deren Ziele liegen meist nicht in der Karibik. Der Massenflugverkehr, der für die Flughafengesellschaft betriebswirtschaftlich interessant ist, drängt die Interessen des Wirtschaftsflugverkehrs zunehmend in den Hintergrund. Dieser Effekt könnte sich bei weiter steigenden Zahlen noch verstärken.

Ein weiteres Handicap sehen die Freien Wähler in einer dann zu erwartenden Verkehrszunahme auf den ohnehin hoffnungslos überlasteten Straßen rund um Flughafen und Messe. Die herausragende Standortgunst der Filder würde dadurch geschwächt.

Ferienflugverkehr verlagern

„Die Flughafengesellschaft und vor allem das Land sind aufgefordert, eine Gesamtschau des Flugverkehrs in Baden-Württemberg und der angrenzenden Landeplätze vorzunehmen. Es gibt ausreichend Kapazitäten, z.B. in Söllingen und Lahr, auf die Urlaubsflugverkehr verlagert werden kann“, bezeichnet Fraktionsvorsitzender Heinz Kälberer eine mögliche Lösung. Auch der anstehende Ausbau des Fernschienennetzes biete die Chance, die Zahl der Zubringerflüge spürbar zu reduzieren.

Die Belastungsgrenzen sind längst erreicht

Schon heute sind die Belastungsgrenzen im am dichtesten besiedelten Raum in Baden-Württemberg, in dessen Zentrum der Flughafen liegt, erreicht oder überschritten. Weitere Belastungen sind unvermeidbar, wie der Bau der Schnellbahnstrecke nach Ulm, die Erweiterung der Messe, Ausbau der Autobahn A 8 und der B 27, eine Filderauffahrt von der B 10 und vieles andere mehr. Schon daraus resultieren kaum zu vertretende Flächenentzüge, weitere ca. 180 ha kämen bei einer zweiten Start- und Landebahn hinzu. Die Auswirkungen des Fluglärms erreichen weite Teil des Landkreises Esslingen, aber auch der Landkreise Böblingen und Rems-Murr. Den betroffenen Menschen kann keinesfalls eine Steigerung der Flugbewegungen um 50 % und schon gar nicht eine Einschränkung des Nachtflugverbots zugemutet werden. „In unsere Abwägung sind Belange der Landwirtschaft, der Natur, des Klimaschutzes und die Auswirkungen auf die Lebensqualität der hier lebenden Bürgerinnen und Bürger eingeflossen“, betont Heinz Kälberer. Er verweist darauf, dass gerade ein prosperierender Wirtschaftsstandort auf ein solches Lebensumfeld angewiesen ist. Bei allem Verständnis für die betriebswirtschaftlichen Belange des Flughafens müssten diese in den Hintergrund treten, wenn es weniger belastende Alternativen gebe. „Ein noch so erstrebenswertes Ziel kann und darf nicht verwirklicht werden, wenn dafür die Grenzen der Zumutbarkeit für die in unserem Raum lebenden Menschen geopfert werden müssen“, zieht Kälberer das Fazit des Entscheidungsprozesses in der Regionalfraktion. Diese sieht das Verantwortbare als die Grenze des Wünschenswerten.

Hinweis für die Medien: In dem angeschlossenen Positionspapier sind die in die Abwägung eingeflossenen Argumente für und gegen einen Flughafenausbau im einzelnen dargestellt.

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