20 Jahre Verband Region Stuttgart – Perspektiven

Fraktion Freie Wähler hat von Anfang an konstruktiv mitgestaltet – Verband Region Stuttgart ist eine kommunale Ebene

20 Jahre nach seiner Gründung wurde in der Sitzung der Regionalversammlung am 26. März nicht so sehr im Rückblick das Jubiläum gefeiert, sondern es wurden die „Perspektiven“ in den Vordergrund gestellt. Während sich die Parteien von CDU, SPD und Grünen häufig in selbstgefälligem „Regionalismus“ ergehen, haben wir Freien Wähler stets richtige Ziele konstruktiv mit vertreten, aber auch die Sicht der Städte, Gemeinden und Landkreise mit eingebracht.

Dass man ernsthafte Botschaften mit hintersinnigem Humor vortragen kann, bewies der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Oberbürgermeister Andreas Hesky, in seiner „Festrede“. Immer wieder wurde sein Vortrag von spontanem Beifall begleitet. Hier der Text seiner Rede:

20 Jahre Region Stuttgart – Perspektiven

Sehr geehrter Herr Vorsitzender Bopp,

sehr geehrte Frau Regionaldirektorin Dr. Schelling,

liebe Kolleginnen und Kollegen,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

wir gratulieren Ihnen, sehr geehrte Frau Dr. Schelling, zu Ihrem neuen Amt. Wir wünschen Ihnen für die anstehenden, nicht einfachen Aufgaben eine stets glückliche Hand, den Blick für das Ganze, bei dem auch die Kommunen und ihre Anliegen gesehen werden, sowie Entscheidungsfreude und stets das richtige Wort.

Wir gratulieren natürlich auch unserem Verband zum 20 jährigen Jubiläum.

Doch soll nicht der Blick zurück und das gegenseitige Schulterklopfen für das, was wir schon alles erreicht haben, heute im Vordergrund stehen, sondern das Aufbrechen zu neuen Zielen und das Entwickeln von Visionen ist gefordert.

Mit den großen Themen der Regionalplanung, der regionalen Förderung von Wirtschaft, Tourismus, Kultur und Sport haben wir ein Portfolio, das uns einige Kreativität abverlangt, um gegenüber anderen Regionen nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Wie könnte also eine Region Stuttgart nach den Vorstellungen von uns Freien Wählern in 10, 15 oder 20 Jahren aussehen?

Aus unserer Sicht wird dies am besten deutlich, indem ich Ihnen die Pressemitteilung zum 40-jährigen Jubiläum des Verbands Region Stuttgart verlese, die nach der Regionalversammlung am Mittwoch, 22. März 2034, von der Pressestelle herausgegeben wurde.

Die Überschrift lautet: „Region Stuttgart weiterhin auf Erfolgskurs“.

Und nun der Text: „40 Jahre nach ihrer Gründung präsentiert sich die Region Stuttgart mit ihren 179 Kommunen und fünf Landkreisen als lebendiger und attraktiver Wirtschaftsraum.

Für die Region war es ein Glücksfall, dass entlang der A 81 in den Jahren 2015 ff. Gewerbegebiete erschlossen wurden und damit ein klares Signal an die Wirtschaft gegeben wurde, dass sie auch in der Region Stuttgart Flächen und Erweiterungsmöglichkeiten findet und nicht auf angrenzende Regionen ausweichen muss.

Dem zwischenzeitlich zum regionalen Ehrenbürger erklärten damaligen Chefplaner Thomas Kiwitt gelang es in überzeugender Art und Weise, dafür zu werben, kommunale Gewerbegebiete auszuweisen.

Als Schlüssel konnte er bei seinen zahlreichen Gesprächen mit den Kommunen vor Ort deutlich machen, dass der Verband im Sinne des regionalen Gedankens bei der Fortschreibung des Regionalplanes auch Siedlungsbereiche für Wohnen und Dienstleistung ausweisen wird, die bis zu diesem Zeitpunkt nicht möglich waren.

War früher das Credo, den Kommunen möglichst geringe Entwicklungsmöglichkeiten zu geben, so machte sich die Mehrheit der Fraktionen in der Regionalversammlung die Haltung der Freien Wähler zu eigen, die schon immer eine Lockerung bei der Ausweisung von Wohnbauflächen und die stärkere Achtung der kommunalen Selbstverwaltung und Planungshoheit forderten.

Dadurch ist es seit Anfang 2020 gelungen, dem damals stark angespannten Wohnungsmarkt durch Neubaugebiete Impulse zu geben. Die Einsicht setzte sich durch, dass nur durch mehr angebotene Wohnflächen die Nachfrage in der Region befriedigt werden konnte.

Die Kommunen haben, wie es die Freien Wähler schon immer prophezeiten, mit Bedacht und großer Verantwortung ihre Entwicklungsspielräume genutzt und sich weiter entwickelt, ohne dass es zu einem ungesunden Flächenverbrauch führte.

Mit dem Zuzug von Menschen in die Region gelang es auch, den in den Jahren 2010 bis 2020 entstandenen Fachkräftemangel rasch zu beheben, sodass die Unternehmen ihre Innovations- und Leistungsfähigkeit sichern konnten.

Zugleich wurde dem demografischen Wandel wirksam begegnet.

Ein Meilenstein war, dass im Zuge der Fortschreibung des Regionalverkehrsplans, die allerdings erst im Jahr 2020 abgeschlossen werden konnte, der Straßenbau in der Region Stuttgart eine neue Priorität bekam.

Damit wurde es den Menschen an den damals noch lärmgeplagten Ortsdurchfahren, wie beispielsweise in Waiblingen-Hegnach oder Remseck-Hochdorf und natürlich auch in Pleidelsheim endlich wieder möglich, qualitätvoll zu wohnen, ohne sich hinter einer Lärmschutzmauer verbarrikadieren zu müssen.

Ein Glücksfall war, dass auch der überregionale Straßenverkehr, wie beispielsweise der achtspurige Ausbau der A81 im Bereich Ludwigsburg, der Bau der Filderauffahrt und der Ausbau der B14 bis zur Anschlussstelle Mundelsheim endlich auf den Weg gebracht werden konnte, da die baden-württembergische Landesregierung aufgrund der im Jahr 2014 wegen Verschlafens nicht abgerufenen Straßenbaumittel nicht mehr in eine derartige Bedrängnis kommen wollte.

Hinzu kam, dass die Regionalversammlung sich geschlossen für diese Projekte aussprach, wodurch sie ihr politisches Gewicht seitdem im Stuttgarter Landtag deutlich erhöht hat, was auch bis Berlin zu spüren war und ist.

Es hat sich als klug erwiesen, auf die Wirtschaft zu hören, die vor 20 Jahren noch händeringend nach ordentlichen Straßen für ihren Güterverkehr und die Pendlerströme verlangte.

Der für die Region wichtigste verkehrliche Fortschritt war die erfolgreiche Inbetriebnahme von Stuttgart 21.

Dadurch konnten die im historischen ÖPNV-Pakt vom Februar 2014 angestrebten Verbesserungen umgesetzt werden. Nach seinem Abschluss stand die Sache wieder im Vordergrund, anstatt der Zuständigkeit.

Nie mehr wurde seitdem eine Aufgabenerweiterung im ÖPNV aus der Regionalversammlung verlangt. Der ÖPNV aus einem Guss entstand aus Einsicht der Aufgabenträger in die Notwendigkeit und nicht aus der Zuständigkeit.

So wurden rasch nach der Unterzeichnung des ÖPNV Pakts Expressbuslinien eingerichtet, denen durch den Bau von Sonderfahrspuren an neuralgischen Knotenpunkten ein schnelles Durchkommen in der damaligen Stauregion Nr. 1 in der Bundesrepublik gesichert wurde.

Mit den Expresszügen, die seit der Eröffnung von Stuttgart 21 den Talkessel nicht mehr im S-Bahn-Tunnel durchqueren müssen,  wurde ein neues Regionales Nahverkehrsnetz installiert, das die S-Bahn deutlich entlastet und die Mittelzentren in der Region Stuttgart und in ganz Baden-Württemberg miteinander verknüpft.

Seit dem Bau von rund 100 Windkraftanlagen im Verbandsgebiet kann die Region Stuttgart für sich behaupten, einen wesentlichen Anteil ihres Strombedarfs selbst zu decken.

Durch den technischen Fortschritt ist es geglückt, die  Lärmemissionen von Windenergieanlagen deutlich zu vermindern und vor allem deren Effizienz gerade in windschwachen Gebieten auf das nahezu 10-fache der Erträge, wie sie noch vor rund 20 Jahren erzielt wurden, zu steigern.

Heute, knapp 20 Jahre nach dem mutigen Beschluss der Regionalversammlung, alle damals planerisch möglichen Vorranggebiete auszuweisen, kann mit Fug und Recht gesagt werden, dass dies wegweisend war.

In Folge dieses Beschlusses entstanden viele Unternehmensgründungen im neuen Wirtschaftsfeld „Regenerative Energien“, die im produzierenden Bereich tätig sind und so dazu beitragen, dass der hohe gewerbliche Anteil von Arbeitsplätzen auch heute noch in der Region Stuttgart und in ganz Deutschland vorhanden ist.

Dies ist sicher auch ein Grund dafür, dass die Automobilregion Stuttgart nach wie vor prosperiert. Die wichtigsten Hersteller von Elektrofahrzeugen haben ihren Sitz schon allein aus Prestigegründen in die Region Stuttgart verlegt.

Ein neues Selbstbewusstsein der Regionalbevölkerung ist auch dadurch entstanden, dass die Region Stuttgart zunehmend durch den Tourismus mitgeprägt wird, der in seit 40 Jahren bewährten Strukturen aus Verband, Stadt Stuttgart und Regio e.V. vorangebracht wird. Durch die erfolgreiche Arbeit der Regio GmbH ist die Bekanntheit der Region Stuttgart weltweit gegeben.

Ein besonderes Highlight des Tourismus sind die E-Bike-Routen quer durch die Region. Selbst die Albhochfläche kann mit den spurtstarken und mit über 1.000 km Reichweite pro Batterieladung auch für bergige Strecken problemlos einsetzbaren E-Bikes erradelt werden. Aber auch Elektrobootfahrten auf dem Neckar, Kanufahrten auf der Rems und der Enz sind touristische Glanzpunkte.

Von Touristen und Einheimischen gleichermaßen geschätzt, ist die 2015 eingeführte Regio Card, die heute natürlich nicht mehr als Karte besteht, sondern sich im rechten Zeigefinger am 2. Fingerglied rund 1,5 Millimeter unter der Haut befindet.

Seit 2025 wurde mit ihr ein im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehendes regionales Bezahl- und Buchungssystem für den gesamten ÖPNV, alle Car- und Pedelec-Sharingangebote sowie für alle öffentlichen Einrichtungen und Dienstleistungen im Verbandsgebiet realisiert.

Für die Touristen besonders empfehlenswert sind die alle zwei Jahre von der KulturRegion durchgeführten regionalen Kulturfestivals, welche die gesamte Region besonderes in Szene setzen und mit allen Sinnen erlebbar machen.

Der erstklassig spielende VfB Stuttgart, der seine Talfahrt im Jahr 2014 durch den mehrfachen Gewinn der Deutschen Meisterschaft und zahlreicher internationaler Titel mehr als wett gemacht hat, ist das sportliche Highlight in der Region.

Dem Verein SportRegion ist es zu verdanken, dass der Sport eine vernetzende Wirkung über alle 179 Kommunen entwickelt hat.

Die Fraktionen der Regionalversammlung dankten Frau Regionaldirektorin Dr. Schelling für ihre seit 20 Jahren erfolgreiche Arbeit.

 

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