Wenn einer eine Reise tut….

Regionalfraktion vor Ort bei Stadt Heilbronn und Regionalverband Heilbronn-Franken – Andere Philosophie der Regionalplanung

In Zeiten einer zu befürchtenden Stagnation der Einwohnerzahlen und nachlassendem Ansiedlungsinteresse gewerblicher Unternehmen verschärft sich naturgemäß der Wettbewerb zwischen den Regionen und deren Städten und Gemeinden. In den vergangenen Jahren verzeichnete insbesondere die Region Heilbronn-Franken eine überdurchschnittliche Entwicklung. Vor allem an den Grenzen zur Region Stuttgart siedelten sich eine Reihe großer Unternehmen an, die bisher ihren Sitz im Raum Stuttgart hatten. Auch die Einwohnerzuwächse lagen teilweise spürbar über den Stuttgarter Vergleichszahlen. Und dies obwohl Heilbronn-Franken einen hohen Anteil ländlicher Räume aufzuweisen hat.

Um dem Rezept einer erfolgreichen Regionalplanung des Verbands Heilbronn-Franken nachzuspüren, war die Fraktion vor Ort, um den direkten Dialog zu suchen. Gastgeber war Baubürgermeister Wilfried Hajek, in früheren Jahren Baudezernent in Nürtingen. Auf seine Vermittlung referierte Verbandsdirektor Mandel über die Philosophie der dortigen Regionalplanung. Man gewährt dort den Kommunen deutlich größere Handlungsspielräume, sowohl bei der Einwohnerentwicklung als auch bei der Gewerbeansiedlung. Es ist aber auch dort ein wichtiges Ziel der Regionalplanung, bei den langfristig zu erwartenden Einwohnerrückgängen bestehende Infrastruktur zu stabilisieren. Schon jetzt sinken in den ländlichen Räumen (80 % des Verbandsgebiets) die Einwohnerzahlen. In den Zentren der ländlichen Räume (z.B. Schwäbisch Hall) ist aber eine gegenläufige Tendenz (Urbanisierung) erkennbar.

Bei der Entwicklung der Beschäftigtenzahlen ist Heilbronn-Franken landesweit Spitzenreiter – im Vergleich dazu liegt Stuttgart deutlich zurück.

Insgesamt konnte man den Eindruck gewinnen, dass die zahlenmäßig kleine Mannschaft der Geschäftsstelle des Regionalverbands aktiv die Partnerschaft mit den Städten und Gemeinden sucht.

Heilbronn – eine Stadt, die vor Kraft kaum laufen kann

Baubürgermeister Wilfried Hajek (Mitte) präsentiert einem Teil der Regionalfraktion Schwerpunkte der Heilbronner Stadtentwicklung

Baubürgermeister Wilfried Hajek (Mitte) präsentiert einem Teil der Regionalfraktion Schwerpunkte der Heilbronner Stadtentwicklung

Imponierend waren die Berichte von Baubürgermeister Hajek über die verschiedensten Felder der Stadtentwicklung. Neben der Stadt selbst gibt es eine Reihe privater und gewerblicher Initiativen (u.a. die Dieter-Schwarz-Stiftung), die große Investitionen tätigen oder vorbereiten. Insgesamt rechnet Hajek in den kommenden 3 Jahren mit einem Investitionsvolumen von 1,3 – 1,5 Milliarden €. Besonderheiten sind ein Bildungscampus verschiedener privater Hochschulen und die Experimenta. Die Schwarz-Stiftung macht hier erhebliche Geldmittel „locker“.

Um dem Kaufkraftabfluss entgegenzuwirken, wurden innerstädtisch zwei große Einkaufszentren angesiedelt.

Den scheinbaren Widerspruch zwischen der autogerechten und der lebenswerten Innenstadt hat man dadurch gelöst, dass man eine große Zahl stadtnaher Parkhäuser betreibt. Auch den Bildungseinrichtungen (Hochschulen, Experimenta) stehen umfangreiche Parkierungsbauwerke zur Verfügung.

Bemerkenswert am Rande: Die Stadt ist so finanzstark, dass sie es sich als eine der wenigen Kommunen in Baden-Württemberg leisten kann, auf Kindergartengebühren zu verzichten.

Bundesgartenschau

Eine durchgreifende Veränderung wird die Stadt durch die BuGa 2019 erfahren. Erste Konturen der landschaftlichen Veränderungen in unmittelbarer Stadtnähe sind bereits erkennbar.

Blick über Heilbronn, im Hintergrund die sich abzeichnenden Veränderungen durch die Bundesgartenschau

Blick über Heilbronn, im Hintergrund die sich abzeichnenden Veränderungen durch die Bundesgartenschau

Neben großen Freizeitanlagen mit beeindruckenden Wasserflächen entsteht direkt am Neckar ein neuer Stadtteil, der einmal rd. 3 500 Menschen beherbergen wird. Auch hier sind die Planungen abgeschlossen, die ersten „Spatenstiche“ sind erfolgt.

Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg verschwindet aus dem Stadtbild

Die Folgen der weitgehenden Zerstörung Heilbronns im Zweiten Weltkrieg sind noch an manchen Nachkriegsbauten ablesbar. Der dynamische Prozess der letzten Jahre mit zahlreichen – auch mit Preisen bedachten – Gebäuden zeichnet ein neues Bild der Stadt. Besonders die Hinwendung zum Neckar ist eine unverwechselbare Charaktereigenschaft geworden. Nach Aussage von BM Hajek führt dies zunehmend dazu, dass sich die Einwohner wieder stärker als „Heilbronner“ fühlen – eine Empfindung, die nach der Stadtzerstörung etwas verloren gegangen war.

Fraktionsvorsitzender Andreas Hesky zeigt sich, wie die gesamte Fraktion, von dem Besuch außerordentlich angetan. Man habe eine Menge interessanter Erfahrungen mitnehmen können. „Heilbronn ist eine Stadt, die mit Mut und großem Elan die Zukunftsgestaltung angehen. Zum Glück des Tüchtigen gehört die wohl landesweit einmalige Unterstützung der Stadtentwicklung durch die Dieter-Schwarz-Stiftung. Man kann den Verantwortlichen der Stadt attestieren, dass sie die gebotenen Chancen kraftvoll ergreifen. Auch die aktive Unterstützung durch den Regionalverband ist positiv erkennbar“, zieht Hesky ein Resümee dieser eintägigen Informationsfahrt.

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