VVS will Tarife um durchschnittlich 1,9 % anheben

Relativ geringe Erhöhung im Vergleich zur Vergangenheit – kritische Stimmen auch aus der Fraktion Freie Wähler

Alle Jahre wieder. So könnte man die neue Preisrunde des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) überschreiben. Mit 1,9 % fällt die vorgeschlagene Erhöhung vergleichsweise moderat aus. Dennoch gab es im Verkehrsausschuss der Region schon traditionell Gegenstimmen, vor allem aber Kritik am geplanten Preismodell. Es würde vor allem Berufspendler benachteiligen. Die Fraktion stimmte trotz der Feststellung, man hätte auch einmal auf eine Erhöhung verzichten können, der Anpassung zu. Ein klares Nein kam zum Preismodell.

Ab 1. Januar 2017 sollen die VVS-Tickets um durchschnittlich 1,9 Prozent teurer werden. Die Mitglieder des Verkehrsausschusses haben diese, seit 2001 niedrigste Tariferhöhung, heute zur Kenntnis genommen. „Dennoch führe die Ticket-Erhöhung zu einer spürbaren Mehrbelastung der VVS-Kunden“, so die Auffassung des Verbands Region Stuttgart. Die verbindliche Entscheidung treffen die Gremien des VVS am 26. Juli.

Die Frage, wie sich die Erhöhung auf die einzelnen Ticketkategorien verteilen soll, sorgte für ausführliche Diskussionen im Verkehrsausschuss. Denn der Aufsichtsrat der SSB AG hatte sich in der letzten Woche gegen eine geplante Verteuerung des 9.00 Uhr-Umwelttickets ausgesprochen. Dadurch würden Einnahmen von rund 420.000 Euro im VVS-Topf fehlen. Um diese Lücke an Fahrgeldeinnahmen zu schließen, sollen nun die Monats- und Jahrestickets im Berufsverkehr (ohne zeitliche Begrenzung) überproportional um bis zu 2,4 Prozent teurer werden. Das ist der falsche Weg,fand die Mehrheit der Regionalpolitiker und lehnte diesen Vorschlag ab. Grünes Licht gab’s mehrheitlich für das „Feinstaub-Ticket“. Eigentlich handelt es sich um ein „Frischluft-Ticket zum halben Preis.  Dieses Ticket soll versuchsweise und ausschließlich an Tagen mit Feinstaubalarm, einen Anreiz für Autofahrer bieten, auf Busse und Bahnen umzusteigen.

Reform der Sektorengrenzen kommt auf die Tagesordnung

VVS-Geschäftsführer Horst Stammler kündigte an, dass der seit Langem vom Verband Region Stuttgart geforderte Wegfall der Sektorengrenzen innerhalb der Traifzonen (Zonen 30 bis 70) bei der Tarifrunde 2018 aufgerufen werde. Unter der Federführung des VVS solle zunächst ein Symposium stattfinden. Damit soll der Anstoß für eine breite verkehrspolitische Diskussion zur Reform der Zonenstruktur gegeben werden. Unter Berücksichtigung von Einnahmeausfällen und möglichen Mehreinnahmen bliebe beim Wegfall der Sektorengrenzen ein Minus von 3,6 Millionen Euro bis 4,2 Millionen Euro, rechnete Stammler vor.

Differenzierte Haltung der Fraktion Freie Wähler

Während man die Gesamterhöhung von 1,9 % im Interesse der Kreise und Kommunen, die ein höheres Defizit zu trägen hätten, letztlich akzeptierte, kam ein klares Nein zum vorgeschlagenen Preismodell. Fraktionssprecher Bernhard Maier  sieht die DB Regio als eigentlichen Gewinner der Tarifsteigerungen der letzten Jahre. Berufspendler dürften nicht stärker belastet werden. Sollte auch 2017 ein Fahrgastzuwachs von 3 Prozent erreicht werden, werde das fehlende Geld in die Kasse gespült.

Termine

Freie Wähler in der Region Stuttgart