Angebotsverbesserungen bei der S-Bahn bringen neuen Fahrgastrekord – jetzt massiver Einbruch durch Corona

Das S-Bahn-Netz Region Stuttgart leidet derzeit unter  einem massivem Einbruch der Fahrgastzahlen

Die S-Bahn Stuttgart verzeichnet in den letzten zehn Jahren eine überproportionale Zunahme der Fahrgastzahlen. So sind im Vergleich zum Vorjahr 2019 weitere rund zwei Millionen zusätzliche Fahrgäste mit der S-Bahn gefahren. Täglich nutzen über 433.000 Fahrgäste die Bahn auf dem Weg zur Arbeit, Schule, Universität und zunehmend in der Freizeit. Für das aktuelle Jahr ist aufgrund der Corona-Pandemie mit einem massiven Einbruch der Fahrgastzahlen zu rechen. Der Verkehrsausschuss des Verbands Region Stuttgart hat in seiner letzten Sitzung die Fahrgastzahlen und Folgen der Pandemie diskutiert.

Nachfrage und Auslastung

Die Nachfrage in der morgendlichen Hauptverkehrszeit (HVZ) bleibt ungebrochen hoch. Insbesondere in der Zeit zwischen sieben und acht Uhr sind auf bestimmten Streckenabschnitten alle Sitzplätze belegt sodass ein größerer Stehplatzanteil über wenige Minuten unvermeidbar ist. Seit dem Jahresfahrplan 2019 fahren die Züge bis zehn Uhr ebenfalls im 15-Minutentakt, was sich positiv auf die Nachfrage und Auslastung auswirkt. Die Fahrgastanzahl hat auf nahezu allen Streckenabschnitten in der Stunde zwischen neun und zehn Uhr zugenommen. Trotzdem ist das Platzangebot aufgrund der Ausweitung des Viertelstundentakts ebenfalls gestiegen.

 

Der Freizeit- und Gelegenheitsverkehr gewinnt zunehmend an Bedeutung und damit auch ein guter Takt am Wochenende. So ist die Nachfrage in den vergangenen vier Jahren an Samstagen und Sonntagen um rund 18 Prozent gestiegen. Unter der Woche fahren die S-Bahnen bis weit nach Mitternacht, am Wochenende gibt es keinen Betriebsschluss. Dies hat zur Folge, dass die Nachfrage in den späten Abendstunden von Samstag auf Sonntag in den letzten vier Jahren um ca. 40 Prozent gestiegen ist. Die geringste Nachfrage besteht in der Nacht von Montag auf Dienstag. Daher wird dieser Zeitraum für Wartungs- und Instandhaltungsmaßnahmen genutzt.

Welche Folgen hat Corona für dden ÖPNV, insbesondere für die S-Bahn?

Der Verkehrsexperte der Fraktion, Regionalrat Bernhard Maier sagt dazu: „Fast alle Beratungspunkte sind geprägt von der Ungewissheit über den Fortgang und die Auswirkungen der Corona-Krise (Rückgang der Fahrgastzahlen derzeit  um 80%, Fahrgeldausfälle in Millionenhöhe). Es drohen riesige Belastungen für die Haushalt der Landkreise und Kommunen, die gleichzeitig unter enormen Steuerausfällen zu leiden haben. Leider ist es so, dass ein großer Teil der Regionalräte „den Schuss noch nicht gehört hat. Anders ist es nicht zu erklären, dass trotz eines bereits angelaufenen milliardenschweren Investitionsprogramms eifrig weiter teure Maßnahmen beantragt werden.

So ist es uns  nur mit Mühe gelungen, einen Antrag zur Verlängerung der  S 5 bis Vaihingen/Enz aufzuschieben, bis das Land das Fahrplankonzept zur Vollinbetriebnahme als Metropolexpress im konsequenten Halbstundentakt mit Durchbindung über Stuttgart hinaus im Zuge von S 21, vorlegt.  Erst danach sollte zusammen mit den Kommunen überlegt werden, ob die Region darüber hinaus noch ein zusätzliches Angebot machen kann.

Ähnlich verhält es sich mit einem interfraktionellen Antrag zur Installierung einer S 11 Bietigheim-Plochingen (Schusterbahn) der jetzt im Ausschuss eingebracht wurde, ohne die Rahmenbedingungen abzuklären.

Wir werden sehr viel Überzeugungsarbeit brauchen, um diesen ungebremsten Wünschen, die Realitäten der Finanzierung und der Machbarkeit entgegenzusetzen.

Jahrelang ging der Mainstream hin zum Ausbau des ÖPNV; wir als Fraktion haben dies mit Blick auf Klima und Umwelt mit Überzeugung mitgetragen. Leider hat sich nun das Blatt gewendet. Corona und die damit verbunden Risiken führen weg vom Fokus auf den ÖPNV. Die finanziellen Einbrüche tun ein Übriges. Es wird Jahre dauern, bis wir bei Fahrgästen und Finanzmitteln den Vor-Corona-Status wieder erreichen. Statt blindem Eifer ist jetzt Augenmaß und Vernunft gefragt. Die den ÖPNV finanzierenden Kommunen werden ohnehin bis an ihre Grenzen belastet sein, um ihre Aufgaben der Daseinsvorsorge (Kinderbetreuung, Schulen, Kultur und Sport, soziale Sicherheit etc.) aufrechterhalten zu können.“

 

 

 

 

 

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