Schienenknoten Stuttgart wird auf den Deutschlandtakt ausgerichtet

Das anspruchsvolle Ziel, den Anteil des ÖPNV am Gesamtpersonenverkehr zu verdoppeln, setzt außerordentliche Anstrengungen, die nur mittel- und langfristig verwirklicht werden können, voraus. Mit der Ertüchtigung des Schienenknotens Stuttgart befasste sich die Regionalversammlung in ihrer Sitzung am 23. September.

Der weit über die Fraktionsgrenzen hinaus anerkannte verkehrspolitische Sprecher der Regionalfraktion, Landrat a.D. Bernhard Maier, nahm dazu wie nachstehend Stellung:

 

„Mit dem Deutschlandtakt ergeben sich für die Region ungeahnte Chancen für eine zukunftssichere Aufwertung der Schieneninfrastruktur!

Der vom Bund angekündigte Ausbau des Nordzulaufs und der neue Gäubahntunnel bestätigen  unsere Vermutung, die wir schon immer geäußert haben: Die Probleme im Schienenknoten Stuttgart liegen nach S 21 nicht am Bahnhof, sondern in den Zulaufstrecken.

 

 

Um eines gleich vorweg festzustellen:

S 21 ist beim Deutschlandtakt nicht Teil des Problems , sondern Teil der Lösung! Ohne S 21 könnten wir eine Anbindung von Stuttgart an den Deutschlandtakt vergessen!

 

Als Träger der S-Bahn ist für uns der Ausbau der Zulaufstrecken vor allem aus diesem Blickwinkel interessant:

Wenn wir im S-Bahn-Netz Probleme haben, dann zuerst dort, wo eine Mehrfachbelegung durch mehrere Verkehrsträger stattfindet. Mit dem Gäubahntunnel und dem Nordzulauf werden solche schon lange bekannten Konfliktfälle zukunftsfähig und dauerhaft beseitigt; die S-Bahn profitiert davon in erheblichen Maße.

Es gibt auch noch andere Aspekte:

Der Gäubahn-Tunnel bringt für Leinfelden-Echterdingen erhebliche Entlastungen, er entzerrt den Knoten Flughafen, die bisherige Lösung im PFA 1.3 b wird ersetzt, die Sperrung der Station Flughafen für den Bau des dritten Gleises entfällt. Noch ist das alles eine politische Zusage, auf deren Einhaltung wir vertrauen. Von daher ist es aber unerlässlich, solange die bisherigen planerischen Ziele im PFA 1.3b, einschl. Rohrer Kurve,  aufrecht zu erhalten. Es bleibt auch durch den Unterbruch der Gäubahn bei dem bisherigen Ersatzkonzept, dessen Funktionsfähigkeit nachgewiesen wurde, um an die beschlossene Durchbindung von 4 S-Bahnzügen aus dem Nordast bis Vaihingen bzw. bis Böblingen/Ehningen zu erinnern. Allerdings entfällt die bisher optional vorgesehene Anbindung der S-Bahn an die Neubaustrecke in Richtung Neckartal. Die Machbarkeit einer solchen Verbindung soll ein von uns beauftragtes Gutachten ergeben. Möglicherweise ergibt sich dadurch auch eine neue Regionalzugverbindung Böblingen-Nürtingen…

Der Ausbau des Nordzulaufs und die damit verbundene P- Option rückt plötzlich das immer als Vision betrachtete Nordkreuz  in den Bereich des Möglichen. Damit entsteht eine kleine Tangentiale zwischen Feuerbach und Bad Cannstatt, eine Verstärkung des Zulaufs  aus Ludwigsburg und eine Perspektive zur Durchbindung der Panoramabahn.  Ein Glücksfall für den ÖPNV in der Region. Nun müssen wir darauf achten, dass die Planungen für den Nordzulauf so erfolgen, dass die Ausbauoptionen T-Spange und Nordkreuz nicht verbaut werden. Auch ein möglicherweise 3-gleisiger Ausbau der S-Bahn-Station Mittnachtstraße fällt in diese Kategorie. Wir sehen hier zwar eine Vorsorgemaßnahme, die über den derzeitigen Verkehrsbedarf hinausgeht. Auf Grund der geschilderten Vorgänge sehen wir eine Prüfung mit den Partnern Land und DB im Hinblick auf eine vorzeitige Realisierung als sinnvoll an.

Wenn wir über Zukunftsvisionen sprechen, die plötzlich in den Bereich des Machbaren rücken, die nachweislich eine Verdoppelung des Schienenverkehrs im Knoten Stuttgart ermöglichen, ist es an der Zeit mit einem Lieblingsprojekt unseres Verkehrsministers aufzuräumen, das immer wieder als Phantom in dieser Diskussion auftaucht:

Den neuen Kopfbahnhof (in der Vorlage Ergänzungsbahnhof genannt)

Was wurde hier in den letzten Monaten nicht alles als Begründung für die angebliche Notwendigkeit herangezogen:

  • Die Infrastruktur im Zuge von S 21 sei nicht ausreichend leistungsfähig
  • Eine Verdoppelung der Verkehrsleistung im Knoten Stuttgart sei nicht erreichbar
  • Die S-Bahn benötige den Bahnhof als Notfallkonzept.

Eine Arbeitsgruppe wurde eigens eingesetzt, und immer, wenn ein Argument ausgeräumt wurde (s. Fortschreibungsmodell des VWI), hat man ein neues nachgeschoben. Nichts davon ist übrig geblieben, außer dem ewigen Drang des Ministers zur Rechthaberei, was die Leistungsfähigkeit von S-21 angeht. Wir brauchen zu diesem Thema keine Arbeitsgruppen und Gutachten mehr.

Deshalb hier nochmals für unsere Fraktion als Klarstellung:

S 21 und die Neubaustrecke sind Voraussetzung für den Deutschlandtakt. Gerade im Hinblick auf die Optimierung der Zulaufstrecken ist der neue Stuttgarter Bahnknoten zukunftsfähig, er verfügt in Verbindung mit dem Projekt Digitale Schiene  darüber hinaus auch über Kapazitäten für zukünftige zusätzliche Verkehre. Eine Ergänzung mit einem Kopfbahnhof ist nachweislich, auch für den weiteren verkehrlichen Bedarf, nicht notwendig.

Wir danken der Verwaltung für die saubere Aufarbeitung des Themas in der Vorlage, die wir mittragen und allen Beteiligten, die sich in der Vergangenheit für diese Projekte um den Schienenknoten Stuttgart eingesetzt haben.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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