Regionalrat Wilfried Dölker: Radschnellwege sind beliebt im Freizeitverkehr- im Tagesverkehr können sie (noch) keinen quantitativ wesentlichen Beitrag leisten

Die Verkehrswende lässt sich nur mit einem Bündel von Maßnahmen spürbar voranbringen. Neben dem ÖPNV durch Busse und Schiene setzen Politik und Region Stuttgart auch auf die Förderung des Radverkehrs. Ein Förderprogramm unterstützt den Bau von Radschnellwegen durch die Kommunen.

Um sich ein Bild von der Akzeptanz solcher Radschnellwege zu verschaffen, befuhr die Regionalfraktion im Rahmen einer Informationsfahrt den Radschnellweg RS 1 Essen-Mühlheim. Vertiefende Informationen über dessen Entstehung und verkehrliche Wirkung gab der Bottroper OB Bernd Tischler.

Der plädierte dafür, solche Projekte „einfach einmal in Angriff zu nehmen und die Standards nicht zu hoch festzulegen“. Es sei besser, den BürgerInnen rasch ein Angebot zu machen, anstatt sich in überzogenen Planungen zu verlieren.

Die Regionalräte Bernhard Maier, Gerd Maisch, Wilfried Dölker, Johannes Züfle, Andreas Hesky, Thomas Bernlöhr und Karl-Heinz Balzer (v.l.n.r.) beim Ortstermin – die Radfahrer auch hier in der Minderheit.

Radschnellwege in der Region Stuttgart 

Wie steht es vor Ort in der Region? Die Radschnellverbindung Esslingen – Plochingen – Reichenbach a. d. Fils ist eine von drei Leuchtturmprojekten des Landes, für die das Land die Baulastträgerschaft übernommen hat. Dort zeigt sich, dass die hohen Standards die Planung und Realisierung deutlich erschweren.

Der Radschnellweg Böblingen bzw. Sindelfingen-Stuttgart   beginnt aus Richtung Stuttgart hinter der Brücke über die Autobahn A 8 bei Stuttgart-Rohr und verläuft anschließend auf der neu ausgebauten und asphaltierten Römerstraße beziehungsweise dem Musberger Sträßle bis nach Böblingen und Sindelfingen. „Dank der guten Voraussetzungen durch die Römerstraße ist dessen Qualität im Vergleich zu, RS1 im Ruhrgebiet deutlich höher,“ bewertet Regionalrat Wilfried Dölker beide Strecken.

Der RS Böblingen Stuttgart konnte nur deswegen so rasch und unkompliziert gebaut werden , weil vorhandene Straßen umgewidmet wurden. Hier war es eine alte Panzerstraße, im Ruhrgebiet eine Bahnlinie. Solche Situationen sind nicht die Regel. Daher ist, wenn man eine Radschnellverkehrsinfrastruktur möchte, ein neues Straßennetz in der Region zu bauen.

Andreas Hesky: Auch bei Radwegen – Realität bremst Euphorie!

„Die Erfahrungen aus den Planungen von Radschnellwegen in der Region, so beispielsweise auch im Rems-Murr-Kreis, seit Jahren werden zwei Radschnellwege geplant, zeigen, dass weder die Fläche noch die Akzeptanz der Bürgerschaft oder Grundstückseigentümer vorhanden sind. Straßenbau, selbst für Radverkehr, kostet Mühe. Für die Natur spielt es keine Rolle, ob über das Asphaltband Fahrräder oder Autos rollen“, betont Andreas Hesky. „Wenn man bedenkt, welch enormer Aufwand betrieben werden muss, um einen Radschnellweg zu bauen, stellt sich die Frage der Trassenbündelung, weil unsere Landschaft geschützt werden muss und Eingriffe konzentriert sinnvoller sind“, so Hesky weiter. Der RS Schorndorf Fellbach und RS Waiblingen Ludwigsburg werde seit vielen Jahren geplant. Besonders schwierig bleibe aber die Trassenfindung in unserem dicht besiedelten Raum. Konfliktträchtig sei auch die Mitnutzung von Feldwegen, die von der Landwirtschaft benötigt und von Spaziergängern gerne genutzt werden.

 

 

 

Die relativ bescheidene Frequenz an diesem Tag zeigt nach Auffassung der Regionalfraktion, dass Radwege einen guten Beitrag zum Freizeitverkehr leisten können, aber quantitativ zunächst noch wenig zur Verkehrswende beisteuern können.

„Die notwendige Wende im täglichen Verkehrsgeschehen muss ohne ideologische Festlegungen angestrebt werden. ÖPNV und Radverkehr sind wichtig, aber zum Umweltschutz gehören auch der Abbau von Staus und die Reduzierung der Beeinträchtigung von Wohngebieten“, plädieren die Regionalräte Andreas Hesky und Bernhard Maier für eine realistische Herangehensweise.

 

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