Planen und Bauen neu denken

Pressemitteilung des Verbands Region Stuttgart

Ministerin Nicole Razavi MdL berichtet in der Regionalversammlung über innovative Landesentwicklung

Studierende entwickeln Lösungen für schienennahe Standorte

Genügend Wohnraum ist eine elementare Zukunftsfrage““ (Nicole Razavi MdL)                    (Foto ynamaku)

In der Regionalversammlung des Verbands Region Stuttgart am 22. September sprach MdL Nicole Razavi, baden-württembergische Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, in ihrem Bericht zur „Innovativen Landesentwicklung für Baden-Württemberg“ darüber, wie Planen und Bauen neu gedacht werden kann. „Wie wir unser Land und seine Flächen nutzen, wie wir Räume ordnen und strukturieren ist ein Megathema und eine elementare Zukunftsfrage“, erklärte Razavi. Deswegen wolle man die Aufstellung eines neuen Landesentwicklungsplans zügig anpacken, um Themen wie wirtschaftliche Transformation, Digitalisierung, Mobilität, Klimaschutz und Klima-Resilienz sowie bezahlbares Wohnen zu adressieren. Dabei seien der Verband Region Stuttgart und die anderen Regionalverbände „zentrale Partner, so die Ministerin. „Wohnraum ist die soziale Frage unserer Zeit. Zusammen müssen wir alles unternehmen, um noch schlummernde Flächenpotenziale zu entdecken.“ Eine Idee seien beispielsweise rückbaufähige Zwischennutzungen für „Enkelgrundstücke“. Darüber hinaus plane ihr Ministerium, den Kommunen so genannte „Flächenscouts“ an die Seite zu stellen. Razavi versprach zudem, sich für ein noch stärkeres Engagement des Landes bei der Internationalen Bauausstellung einzusetzen, denn „die IBA wirkt mit ihrer hervorragenden fachlichen Beratung als Werkbank in die Kommunen hinein.“

Ideenwettbewerb: Baupotenziale im Umfeld von S-Bahn-Haltestellen nutzen

Die hohe Nachfrage und erheblichen Preissteigerungen auf dem regionalen Wohnungsmarkt in den letzten Jahren verdrängen Menschen zunehmend aus zentraleren Lagen an günstigere und besser verfügbare Standorte. Diese sind jedoch häufig weniger gut an das Schienennetz und den öffentlichen Nahverkehr insgesamt angebunden, was eine höhere Belastung der Straßen und mehr Schadstoffausstoß zufolge hat. Wie vorhandene Baupotenziale direkt am Schienennahverkehr umgesetzt werden können, zeigt ein Ideenwettbewerb, der von Verband Region Stuttgart und Hochschule für Technik Stuttgart (HfT) mit einem Preisgeld von 6.000 Euro ausgelobt wurde. Unter dem Titel „Glorious Hubs – die Wiederentdeckung der Bahnhofsareale als zentrale Lebensorte der Region Stuttgart“ haben insgesamt 266 Studierende und Absolventen aus acht Hochschulen ihre städtebaulichen Entwürfe und Konzepte eingereicht, wie freie oder nicht optimal genutzte Bereiche in Haltestellennähe aktiviert werden könnten. Dabei standen fünf Standorte zur Auswahl, und zwar Böblingen-Hulb, Geislingen, Renningen Süd, Stuttgart Nürnberger Straße und Tamm. Thomas Kiwitt, Planungsdirektor des Verbands Region Stuttgart, betonte das Ziel der Übertragbarkeit: „Die Stationen sind in unterschiedlich großen Städten, von vollständig bebaut bis untergenutzt. Sie sind ein repräsentativer Querschnitt durch die Bahnhofsumfelder der Region Stuttgart.“ So könne man sich die Entwürfe auch an anderen Orten mit ähnlichen Gegebenheiten vorstellen. Ob konventionell oder mutig, ihnen gemeinsam sei eine moderne Plansprache, die – durchaus erwünscht – zu Wiedersprüchen und Diskussionen anrege. Die „Testentwürfe“ mit ihren innovativen Lösungsansätzen sollen den Kommunen Impulse für ihre weitere Entwicklung geben. Aus 55 Wettbewerbseinreichungen erhielten vier Arbeiten einen Preis und zwei weitere eine Auszeichnung.

Dr. Philipp Dechow, Professor für Architektur und Gestaltung an der HfT, warf ein „kleines Spotlight“ auf einige der Entwürfe. Er erläuterte, dass das international stark, aber in Deutschland bisher weniger verbreitete Planungssystem des „Transit Oriented Development“ (TOD) als ein zentraler Gedanke durchschlage. Demnach soll in der der Nähe verkehrsgünstiger Infrastruktur mit höherer Dichte gearbeitet werden. Gleichzeitig sollen die Verkehrsknotenpunkte aber auch wichtige Bezugsorte für Quartiere sein, die eine gute Aufenthaltsqualität und vielfältige Funktionen bieten. Neben Lösungsansätzen für die Kombination von Wohnen und Produktion, für die Gestaltung von Transformationsprozessen und für die Verbesserung der Qualität, hätten sich entsprechend folgende Erkenntnisse durchgesetzt: „Die S-Bahn kann Vernetzer sein, nicht nur für Infrastruktur, sondern auch für die gemeinsame Nutzung verschiedener Funktionen und Angebote an verschiedenen Orten, etwa für Start-ups über eine entsprechende App. Ein Bahnhof kann Quartierszentrum sein, nicht nur Verkehrsknotenpunkt. Unter anderem wurden auch die Bahnhofsvorplätze als attraktive, offen und hell gedachte Aufenthaltsräume betrachtet.“ Als ein Beispiel zeigte Dr. Dechow ein kompaktes hybrides Bahnhofsgebäude mit Fahrradstellplätzen, Co-Working-Spaces, „normalen“ Arbeitsplätzen und Werkstätten, Sportmöglichkeiten, temporären Wohnangeboten, Cafés samt Seilbahn aus den höher gelegenen Stadtteilen und Landeplätzen für Lufttaxis auf dem Dach. Ausgewählte Arbeiten sollen zu einem späteren Zeitpunkt in einer Ausstellung gezeigt werden.

Regionales „Aktionsprogramm Wohnen“

Die Wettbewerbsentwürfe zeigen Wege auf, wie die klimaschonende Bewältigung der Mobilität und die flächensparende Bereitstellung von Flächen für Gewerbe und Wohnen gelingen kann. Bedarfsgerechte Wohnraumbereitstellung ist, nicht nur für die Region, eine dauerhafte Herausforderung. Seit 2016 unterstützt der Verband Region Stuttgart im Rahmen seines „Aktionsprogramms Wohnen“ Kommunen und andere Maßnahmenträger mit verschiedenen Angeboten: Kommunen werden vor Ort in verschiedenen Gesprächs- und Präsentationsformaten intensiv beraten und im Rahmen von Veranstaltungen mit anderen für den Wohnungsbau wichtigen Akteuren zusammengebracht – zum interkommunalen Austausch ebenso wie zur fachlichen Betrachtung und Diskussion spezifischer, umsetzungsrelevanter Themen und Instrumente. Für die Kommunen wurden Kommunikationsmittel wie eine Best-Practice-Broschüre zum verdichteten Bauen sowie vielfältige Handreichungen erstellt. Nicht zuletzt stellt der Verband auch Mittel aus dem Kofinanzierungsprogramm zum Landschaftspark Region Stuttgart für Aufwertungen in Siedlungsbereichen zur Verfügung.

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